Budde meint...!!
"So isses, so und nicht anders"
Obwohl ich mit meinen 58 Lenzen in Königstein bei Frankfurt wohne und arbeite, bin ich Mitglied bei Marathon Freckenhorst, weil ich da herkomme und weil ich da als Pensionär wieder hin will, um Weitstreckentauben zu züchten und zu schicken. Auch wenn ich derzeit unmittelbar keine Tauben halte, bin ich mental voll dabei und als Deutschlehrer in der Lage, zu jedem Thema etwas zu schreiben. Dass ich von so manchem Sachverhalt nicht die geringste Ahnung habe, interessiert mich dabei herzlich wenig. Die gute Formulierung macht die Meinung, und nicht etwa Lappalien wie Fachwissen oder Erfahrungen. Wenn ich nun Karl Wenning folge, darf ich auch ohne Ahnung ausdrücklich und unbedingt eine Meinung haben. Dieses Credo will ich fortan gerne beherzigen.
Zunächst einmal möchte ich Georg Heise loben, denn die gemeine Kurzstreckentaube belgischer Prägung ist längst die Standardtaube für das deutsche RV-Programm geworden. Genau das ist einer der Gründe, weshalb wir Weitstrecke schicken. Wir schicken aber nicht nur die längeren Strecken; wir werden auch, so Gott im Einzelfall will, definitiv länger Tauben schicken, zumal wir inzwischen mit den Niederlanden kooperieren. Je kürzer die Strecke, desto stärker ist die Abhängigkeit von Kurzstrecklern, die in der Nähe wohnen. Wenn der letzte Taubennachbar gestorben ist, kann man nur noch aufhören oder Weitstrecke schicken und die Turbosprinttaube ist in Deutschland eine temporäre Erscheinung gewesen. Solange sich da in den Köpfen der Verantwortlichen nichts ändert, sprintet sich so manche Reisevereinigung selbst zugrunde.
Nun zum inzwischen hierzulande inflationär vorkommenden Greifvogel: Ich bin nicht wie Karl Wenning mit der Fähigkeit ausgestattet, in Greifvögeln meine Mitstreiter und Freunde zu erkennen, die mir konstruktiv beim Selektieren helfen. Wenn beispielsweise ein Wanderfalke, gegen den kaum eine Taube aussichtsreich bestehen kann, meinen besten Barcelonaflieger schlägt, ist es nicht etwa innige Zuneigung für den Selektionshelfer, die meine Gefühlswelt beherrscht, sondern es ist eine wütende Ohnmacht, die sich meiner bemächtigt und lange nicht loslässt. Mir würde es vollkommen reichen, wenn der Korb allein die Selektion nach dem Kriterium der Flugleistung vornehmen würde. Damit könnte ich hervorragend leben. Gnadenlose Realität ist jedoch, dass wir heute Taubenfamilien brauchen, die nicht nur erfolgreich Wettflüge bestreiten können, sondern, die zunächst einmal über die Fähigkeit verfügen müssen, dass sie einen Greifvogel, dem der Sinn nach Beute steht, rechtzeitig wahrnehmen und somit nicht Legenden auf seiner Speisekarte werden. Die Erfahrung zeigt, dass es zumeist Tiere aus denselben Familien sind, die sich vom Greifvogel krallen lassen. Daraus ergibt sich nunmehr ein sehr komplexes Anforderungsprofil für die Weitstreckentaube heutiger Tage, denn die Greifvogelpopulationen erleben Jahr für Jahr neue Höchststände. Wenn das so weitergeht, ist das irgendwann Spießrutenfliegen mit finaler Aufspießgarantie. Da heißt es dann nur noch: Gut Fluch!
Franz-Peter Budde